Auf der anderen Seite sind die wassertechnischen Voraussetzungen in Mülheim optimal. In die Ruhrauen eingebettet fließt sie Ruhr als träger, staugeregelter aber dennoch weitgehend natürlicher Fluss durch das Ruhrtal. Wohl kaum ein anderer Flussabschnitt der Ruhr ist landschaftlich so reizvoll, wie die Ruhr zwischen Kettwig und Mülheim. Wohl auch deswegen ist die Ruhr bereits heute intensiv touristisch erschlossen und steht bereits heute als touristischer Magnet für Mülheim zur Verfügung. Der Innenstadtbereich Mülheims wird jedoch wassersporttechnisch weitgehend nicht genutzt.
Wohl jeder Einwohner und Besucher Mülheims hat die Ruderboote auf der Ruhr wahrgenommen. Wesentlich weniger hatten bisher die Gelegenheit, sich diesem Sport, seiner Geschichte und Kultur zur nähern oder gar die Möglichkeit, sich unabhängig von organisierten Vereinen selbst in den unterschiedlichsten Ruderfahrzeugen zu betätigen.
Ein öffentlich gefördertes Rudermuseum könnte genau diese Lücke füllen. Abgesehen von einer massiven Belebung der im Rahmen des Ruhrbania-Konzeptes neu konzipierten Ruhrpromenade fügt sich dieses Museum nahtlos in die Kette der fluss- und wasserthematisierenden Museen Mülheims (Haus Ruhrnatur und Wassermuseum Aquarius) ein.
Schausammlung
Der Classic Boat Club e.V. und die von uns vertretenen Sammler verfügen über eine weltweit einzigartige Sammlung von historischen Ruderbooten, beginnend mit dem ältesten erhaltenen Renneiner von 1865 und endend mit dem Versuchseiner (Torpedoskiff) von 1971 sowie von Zubehör, Literatur, Bildern und Zeichnungen. Dieses, jetzt noch weitgehend verborgene Kulturgut, wollen wir gerne in einem von einer Stiftung getragenem Museum der Öffentlichkeit zugänglich machen.
Die Schausammlung zeigt anhand von Originalfahrzeugen, Modellen und Bootsteilen die Technikgeschichte des Rudersports von den Anfängen bis heute. Die umfangreiche Sammlung ermöglicht einen beinahe lückenlosen Überblick über Bootsbau, Rudersport und Sportgeschichte sowie einen deutlichen Bezug zum sozialen Umfeld des Sports vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Schwerpunkte der Ausstellung könnten sein:
- “Vom Arbeitsboot zur Rennmaschine”
Anhand von Originalfahrzeugen, Querschnitten, Modellen und Dokumenten wird die Technikgeschichte von Boot und Zubehör plastisch dargestellt.
- “Von der Sklavenarbeit zum Spitzensport”
Der begehbare Nachbau eines Trieren- (antikes Ruderkriegsschiff) Ruderplatzes, Photodokumente von Arbeitsfahrzeugen (Originalfahrzeuge) oder Ruderkleidung verdeutlichen den Wandel im sozialen Stellenwert in der Wahrnehmung körperlicher Betätigung im Rudersport.
- “Auf der Ruhr”
Photos, Dokumente, Regattapreise zeigen die Geschichte der Mülheimer Schülerruderriegen und Vereine, insbesondere auch der Erfolgsgeschichte Mülheimer Spitzenruderer
- “Rudern “aktiv”"
Verschiedene Bootsplätze und Ruderergometer ermöglichen die sinnliche Erfahrung der Ruderbewegung unter fachgerechter Anleitung.
- “Wassersport und Umwelt”
Ein kleiner aber ausdrucksstarker Teil der Ausstellung ist den umweltgerechten Verhalten auf dem Wasser gewidmet.
Blickfänge der Ausstellung werden u.a. sein: das Rennskiff “Hirondelle” von 1865, der vermutlich älteste erhaltene Renneiner, das Themseboot von 1920, das obwohl von relative geringem Alter dennoch den Urtyp des Sportruderbootes und seine enge Verwandtschaft zum Fährboot der Londoner “Watermen” zeigt. Der Silbermedaillenzweier von den Olympischen Spielen in Helsinki (1952). In diesem Boot wurde die erste olympische Medaille deutscher Ruderer nach dem Zweiten Weltkrieg errungen.
Jüngstes Ausstellungsstück ist im Augenblick der Experimentaleiner (Torpedoskiff) “Rudi”. Von diesem Bootstyp wurden insgesamt weltweit nur vier Exemplare gebaut, obwohl er einige interessante Neuerungen aufweist, konnte er sich dennoch nicht durchsetzen.
Eine Erweiterung der Ausstellung bis zur Gegenwart ist selbstverständlich möglich. So könnte ein moderner Renneiner den gegenwärtigen Endpunkt in der Geschichte des Rudersports darstellen.
In den ebenfalls zugänglichen Bootshallen kann der Besucher sein frischerworbenes Wissen über Konstruktionsprinzipien und Baumerkmale der verschiedenen Bootstypen erproben, oder sich einfach der Ästhetik der dort lagernden Wasserfahrzeuge überlassen. Die zwar nicht zugängliche, aber durch große Glasflächen einsehbare Werkstatt vermittelt weitere Einblicke.
Lebendes Sportmuseum
Im lebenden Sportmuseum soll dem Besucher die Möglichkeit gegeben werden, die Handhabung von und natürlich auch der sportlichen Betätigung in Originalfahrzeugen des historischen Bootsparkes nachzugehen. Vorzugsweise soll dies in Tourenbooten aus der Hochzeit des deutschen Ruderbootsbaus zwischen 1920 und 1940 geschehen. Es ist daran gedacht, neben der sportlichen Grundausbildung auch Touren vornehmlich auf der Ruhr durchzuführen.
Im Konzept des geplanten Rudermuseums in Mülheim ist es ausdrücklich vorgesehen, die Ruhr als Veranstaltungsort mit in das Museum einzubinden. Das Museum soll offen, über seine Mauern hinweg, auf den Fluss und in die Stadt einwirken. Dem geplanten Ruhrbania-Konzept könnte so eine besondere Prägung und sogar eine gewisse Einmaligkeit gegeben werden.
Modulare Ruderkursangebote von der unaufwendigen Basisausbildung im finnischen “Kirchboot” (Großboot mit 14 Ruderplätzen) bis zur Fingerspitzengefühl erfordernden Handhabung eines Renneiners geben beinah jedem die Möglichkeit, auch praktisch die Schönheit dieser Fortbewegungsart auf dem Wasser kennen zu lernen.
Betreute Wanderfahrten in den unterschiedlichsten Bootsgattungen gehören ebenso zum erlebbaren Museumsangebot. Tagestouren, Wochenendtouren sowie Familienfahrten und auf unterschiedliche Zielgruppen abgestimmte Touren sind denkbar. Fachgerechte Handhabung der Fahrzeuge und umweltgerechtes Verhalten auf dem Wasser stehen dabei immer und unauffällig im Vordergrund.
Es bietet sich selbstverständlich an, Wettkämpfe und Liebhabertreffen im historischem Ambiente vor der Stadtkulisse Mülheims zu veranstalten. Denkbar sind in diesem Zusammenhang “Mülheimer Auflagen” traditionsreicher Rudersportveranstaltungen, wie z.B. ein “Head of the River Race” in Mülheim, oder die Wiederaufnahme der in den 1920er und 1930er Jahren in Mülheim populären Dauerruderveranstaltungen.
Lebendes Technikmuseum
In der angegliederten Lehrwerkstatt können sowohl dem interessierten Laien, als auch dem Fachbesucher, in Kursen die teilweise vom Vergessen bedrohten Techniken zum Neubau und zur Restaurierung klassischer Wasserfahrzeuge nähergebracht, respektive gelehrt werden. Der Nachbau von klassischen Wasserfahrzeugen sowohl in traditioneller, als auch modernisierter Form bildet einen weiteren Schwerpunkt des Kursprogramms. Vorhandene Initiativen in dieser Richtung, wie z.B. die Konstruktion des Wikingerschiffes “MüWi” werden so fortgesetzt. Ein erster Versuch hat im vergangenen Winter bereits stattgefunden. In Zusammenarbeit mit Jugendlichen der Ruderriege der Otto-Pankok-Schule wurde der Einer mit Steuermann “Columbus” von 1910 fachgerecht restauriert und den Schülern dabei wertvolle sowohl handwerkliche als auch soziale Fähigkeiten vermittelt.
Die Gastronomie
Die Gastronomie hat einen direkten Bezug zum Museumskonzept. Maritime (ruderische) Versatzstücke und Graphiken bilden einen direkten Bezug zur Schausammlung. Eine breite Fensterfront ermöglicht den Blick auf Ruhr, Steganlage und nautische Aktivitäten.
Falls Sie Fragen zu unserem geplantem Museum haben sollten freuen wir uns über Ihre Nachricht!